Geschichte einer Betroffenen:
Im Januar 2011 erlitten wir nach langjährigem Kinderwunsch und daraus resultierenden Kinderwunschbehandlungen eine Fehlgeburt in der 8 SSW.
Wir stürzten von den glücklichsten Weihnachten aller Zeiten in eine unendliche, bodenlose Leere.
Aufgefangen hat mich in dieser schweren Zeit die Gruppe Sternschnuppe von Ulrike Grass. Ulrike hat mir auch von den Sammelbestattungen am Lahrer Bergfriedhof erzählt. Es hat mir und meinem Mann sehr geholfen, bei einem dieser Termine mit diesem Ritual Abschied von unserem Kind zu nehmen und einen Ort zu haben, an den man gehen konnte, wenn einem gerade danach war und das war gerade in der Anfangszeit sehr oft.
Die vielen bunten Windräder und Engel um den Gedenkstein herum haben mich dazu animiert, unserem Kind auch ein kleines Mobilé mit auf den Weg zu geben.
Mir kamen gefaltete Origami-Vögel in den Sinn. Ich nahm einen Stab steckte eine aus Drähten geformte Kugel darauf und befestigte vier Papier-Vögel. Diese können nun schön im Wind „fliegen“.
Die Kugel bedeutet für mich der kleine Kosmos den unser Kind in uns ausgelöst hat, alle Gedanken die sich um das werdende Kind gedreht haben, diese schöne kleine Welt. Durch die Vögel möchte ich ihm Flügel mitgeben, so dass es überall hinfliegen kann um die Welt zu erkunden oder auch um ab und an zu uns zurück zu kehren.
In diese Zeit fiel auch das Unglück der Tsunami-Katastrophe von Japan.
Ein halbes Jahr später, als mich noch einmal eine Trauerphase ergriffen hatte, sah ich in der Zeitung einen Bericht über eine japanische Künstlerin, die Kunstdrucke zu Gunsten eines Hilfsprojektes in Japan verkaufte. Der Kunstdruck stach mir sofort ins Auge, weil auf ihm ein Origami-Vogel abgebildet war. Ich ließ mir ein Exemplar reservieren.
Bei der Abholung erläuterte mir der Leiter der Kunstschule die Bedeutung der abgebildeten Symbole. Ich musste schwer Kämpfen um nicht vor ihm in Tränen auszubrechen – es entsprach in vielem unserer Situation und kam mir vor wie ein Zeichen von oben.
Kirschblüte
Die japanische Kirschblüte steht für Schönheit, Aufbruch aber auch für Vergänglichkeit.
Sie ist Symbol für das Leben, das sehr zart beginnt – aber auch nach wenigen Tagen wieder verblüht und vom Wind fortgetragen wird. Sie ist ein Symbol für Hoffnung und Wiedergeburt, denn nach ihrem Verblühen kehrt sie nach dem kalten Winter wieder zurück.
Japanische rote Sonne
nicht die untergehende, sondern die aufgehende Sonne. Sie steht für den Neuanfang mit jedem neuen Tag und ist auch hier ein Symbol der Hoffnung
Origami-Kranich
Der Kranich ist ein Zugvogel, der seine Heimat überall hat. In Japan ist der Kranich ist ein Symbol des Glücks und der Langlebigkeit. Eine alte japanische Legende besagt, dass derjenige, der Origami-Kraniche faltet, einen Herzenswunsch erfüllt bekommt.
Es war, als hätte uns unser Stern da oben ein Zeichen geschickt, dass es jetzt an der Zeit ist wieder nach vorne zu blicken und wieder auf eine neue Schwangerschaft zu hoffen.
Im Spätjahr begannen wir die nächste Kinderwunsch-Behandlung. Auch dieses Mal hielten wir einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Die Freude darüber war jedoch anfangs sehr gedämpft, denn die Angst um einen erneuten Verlust schwebte immer im Raum.
Aber diesmal ist alles gut gegangen und wir sind überglückliche Eltern einer kleinen Tochter geworden.
Die Zeit des Verlustes war die schwerste Zeit in unserem Leben. Es hat lange gedauert, aber auch für uns ging das Leben irgendwann weiter und unser Stern da oben hat uns Stück für Stück Lebensqualität, Lebensfreude und Glück zurück gebracht.
Elke Huber, Lahr
Faltanleitung – Origami-Kranich: